
Kinder in Balance – Bewegung und Ernährung bei Kindern
Ein Artikel von Alicia Metz-Kleine
Bewegung ist wichtig, das wissen wir, glaube ich, alle. Sie ist für uns Erwachsene wichtig, aber natürlich auch für unsere Kinder. Und sogar noch mehr als das – Bewegung ist eine unverzichtbarer Bestandteil kindlicher Entwicklung. Wenn wir darüber sprechen, dass unsere Kinder gesund aufwachsen sollen, ist Bewegung bei Kindern genauso ein großes Thema wie Ernährung (und natürlich auch noch weitere Themen wie z.B. Bildung, emotionale Zuwendung…). Ich möchte mich hier aber auf Bewegung und Ernährung bei Kindern konzentrieren, wir bleiben also am Familientisch und drumherum.
Wie es so um die tägliche Bewegung bestellt ist, warum sie wo wichtig ist und wie wir unsere Kinder dabei unterstützen können – darum soll es heute gehen.
Was passiert mit dem Essen in unserem Körper – und was hat das mit Bewegung zu tun?
Wenn wir essen, passiert im Körper eine ganze Menge:
Verdauung
Das Essen wird im Magen und Darm in seine Einzelteile zerlegt – z. B. Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette, Vitamine und Mineralstoffe.
Energiegewinnung
Aus den Kohlenhydraten (z. B. aus Brot, Obst, Nudeln) macht der Körper Glukose, also Zucker. Das ist wie der Treibstoff in einem Auto – unsere Zellen brauchen ihn, um zu arbeiten.
Speicherung
Was wir gerade nicht brauchen, wird gespeichert – z. B. in Muskeln oder als Fett. Das ist nicht „schlecht“, sondern sinnvoll – der Körper sorgt vor.
Nährstoffe als Baustoffe
Eiweiße helfen beim Aufbau von Muskeln, Hormonen und Enzymen. Vitamine und Mineralstoffe unterstützen das Immunsystem, die Knochen, das Blut und vieles mehr.
Und was hat das mit Bewegung zu tun? Bewegung ist quasi der „Motor“, der das Ganze in Gang bringt:
- Bewegung verbraucht Energie – also die, die wir durchs Essen aufgenommen haben. Das ist wichtig, damit die Speicher nicht überlaufen. Wer sich regelmäßig bewegt, hilft seinem Körper, Energie und Nährstoffe sinnvoll zu nutzen.
- Bewegung aktiviert den Stoffwechsel.
- Bewegung baut Muskeln auf – und Muskeln verbrauchen sogar in Ruhe mehr Energie als Fettgewebe.
- Bewegung verbessert das Körpergefühl.
Unser Essen liefert Energie und Bewegung hilft, sie sinnvoll zu nutzen. Nur beides zusammen – gute Ernährung und ausreichend Bewegung – hält uns körperlich und seelisch gesund.
Bewegung als Basis für eine gesunde Entwicklung
Körperliche Aktivität ist also kein „Nice-to-have“, sondern ein elementarer Teil des gesunden Aufwachsens. Sie unterstützt die Entwicklung des Nerven-, Immun- und Herz-Kreislauf-Systems, fördert den Aufbau von Muskeln und Knochen und stärkt die kognitiven, psychischen und sozialen Fähigkeiten. Sie verbessert die Koordination, Konzentration und Selbstregulation. All das sind Fähigkeiten, die wir unseren Kindern wünschen und die sie nicht nur im Spiel, sondern auch im (Schul)Alltag brauchen.
Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert aber auch die Schlafqualität, reduziert das Risiko für Depressionen und steigert die Lernfähigkeit. Aktive Kinder sind resilienter gegenüber Stress – sie können besser mit Rückschlägen umgehen, sind ausgeglichener und insgesamt gesünder.
Außerdem zeigen verschiedene Studien, dass regelmäßige und ausreichende Bewegung ein zentraler Faktor ist, wenn es darum geht verschiedene Krankheiten vorzubeugen, wie u.a. Diabetes und Schlaganfälle. Und Bewegung kann auch weitere positive Effekte auf gesamtgesellschaftlicher Ebene haben, z.B. soziale Integration und gesellschaftliche Teilhabe. Klingt alles ziemlich gut, oder? Aber wie viel Bewegung ist denn genug Bewegung?
„Früh übt sich“ bzw. “Früh sollte sich ein bisschen mehr üben”
Die WHO empfiehlt Kindern und Jugendlichen mindestens 60 Minuten Bewegung mit mäßiger bis hoher Intensität pro Tag. Mindestens! Die Bewegung muss und kann dabei nicht nur in Sportstunden stattfinden, sondern vor allem im Alltag: Also auf dem Weg zu Schule und Kindergarten, beim freien Spiel, auf dem Spielplatz oder im Garten.
Laut den Ergebnissen der KiGGS-Studie des Robert Koch-Instituts erreichen 46 % der Kinder zwischen 3 und 6 Jahren die Bewegungsempfehlung der WHO. Wie ist das bei euch? Also wir schaffen das nicht täglich – Bewegung, ja, aber “hohe Intensität” eher nein. Viele Studien zeigen, dass Kinder sich trotz der wissenschaftlich belegten Vorteile heute tendenziell weniger im Alltag bewegen und das ist problematisch. Bei den 11- bis 17-Jährigen erfüllen sogar weniger als 20 % weltweit die Bewegungsempfehlungen der WHO. Die Folgen sind bereits heute sichtbar und es wird auch immer wieder darüber berichtet: “Schulsport und Pisa-Schock: Eine Zeitbombe im Bildungssystem” und “Studie sieht großen Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen” sind nur zwei Schlagzeilen aus dem letzten Jahr.
Kurz zusammengefasst sind das einige der Folgen: motorische Defizite, Konzentrationsprobleme, Übergewicht, emotionale Instabilität und sogar schlechtere schulische Leistungen. Das Doofe ist, dass sich motorische Rückstände später im Leben kaum aufholen lassen.
Bewegungsverhalten wird früh sozialisiert. Kinder, die in jungen Jahren Bewegung als festen Bestandteil ihres Alltags erleben, behalten diese Gewohnheit auch eher im Jugend- und Erwachsenenalter bei. Und es fällt ihnen sehr viel leichter.
Sportvereine (in Deutschland gibt es mehr als 90.000) können einen sehr wichtigen Beitrag leisten, um Kinder für Bewegung zu begeistern und ihnen regelmäßige körperliche Aktivität zu ermöglichen – und zwar unabhängig von Herkunft und sozialer Situation. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil die Chancen für ein Aufwachsen in guter Gesundheit in Deutschland sehr ungleich verteilt sind, das zeigen u.a. auch die Daten der KiGGs Studie.
Auch hier: Vorbilder!!
Beim Thema Ernährung schreibe ich immer wieder darüber: (Kleine) Kinder lernen vor allem durch Imitation und Vorbilder. Ähnlich ist es beim Thema Bewegung. Kinder brauchen Vorbilder, Ermutigung und vor allem Gelegenheiten zur Bewegung. Wir Erwachsenen sind also gefragt – egal ob Eltern, Großeltern, Kita-Fachkräfte oder Lehrer*innen. In vielen Kitas gibt es allerdings gar keine systematische Bewegungsförderung, und auch in Grundschulen wird das Potenzial des Schulsports oft nicht wirklich ausgeschöpft. Dabei wäre das so wichtig. Denn gerade der Schulsport kann (ähnlich wie viele Vereine) alle Kinder erreichen – unabhängig von sozialen oder kulturellen Hintergründen.
Und damit kommen wir zu einem ganz wichtigen Punkt: Die Problematik des Bewegungsmangels können wir nicht allein auf individueller Ebene beseitigen. Es geht auch um die Strukturen. Wir brauchen qualifiziertes Personal, motivierte Pädagog*innen und eine Bildungspolitik, die Bewegung als Teil von ganzheitlicher Bildung versteht – und dementsprechend fördert. Und zwar für alle.
Auf individueller Ebene können wir schauen: Gibt es genug Bewegung in unserem Alltag? Wo können wir mehr einbauen? Bewegen wir uns als Eltern genug? Haben unsere Kinder die Möglichkeit, verschiedene Sportarten auszuprobieren und so etwas zu finden, was Spaß macht?
Bewegung und unser Körperbild
Wie ich oben bereits geschrieben habe, tut regelmäßige Bewegung nicht nur dem Körper gut – sie stärkt auch das Körpergefühl. Kinder lernen dadurch, sich selbst besser zu spüren (und natürlich auch wir Erwachsene): Wo sind meine Grenzen? Was fühlt sich gut an? Was kann mein Körper eigentlich alles?
Diese bewusste Wahrnehmung ist eine wichtige Grundlage für Koordination, Gleichgewicht und Selbstregulation, also auch für emotionale Stabilität und Selbstbewusstsein.
Wer sich bewegt, erlebt außerdem Selbstwirksamkeit: „Ich kann das! Ich schaffe das!“ Und genau dieses Gefühl stärkt auch das Körperbild – also die innere Vorstellung vom eigenen Aussehen. Bewegung hilft Kindern, stolz auf ihren Körper zu sein, völlig unabhängig davon, wie er aussieht.
Bewegung ist keine Option, sondern Pflicht – aber eine, die Spaß macht
Jedes Kind hat das Recht auf körperliche Aktivität, auf Spiel, auf eine gesunde Entwicklung – und auf ein Umfeld, das diese Entwicklung ermöglicht. Mehr Bewegung ist eine Investition in die Gesundheit unserer Kinder (und unsere eigene). Wenn wir uns also mit Familienernährung beschäftigen, sollten wir dabei auch immer an Bewegung denken.
Lasst uns unseren Kindern vermitteln: Dein Körper ist okay, so wie er ist und du darfst dich in ihm wohlfühlen. Und es macht richtig Spaß, ihn zu bewegen. 🙂
Interview mit den Gründern von Stapelstein®

Auf eurer Website steht, dass es eure Mission ist, Kindern eine „bewegte Spielzeit für eine gesunde Entwicklung“ zu ermöglichen. Wie seid ihr auf die Idee zu Stapelstein® gekommen?
Stephans familiäres Umfeld ist stark von Pädagog:innen geprägt. Deshalb beschäftigte er sich während seines Designstudiums intensiv mit Fragen rund um Entwicklung und Erziehung und es wurde klar, dass einem grundlegenden Bedürfnis der Kinder zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird: Dem natürlichen Bewegungsdrang. So haben wir begonnen, nach einfachen Lösungen zu suchen, die innerhalb der bestehenden Lebenswelten Bewegungsanreize schaffen.
Was war euch bei der Entwicklung der Elemente wichtig?
Es gibt zu viele starre, undynamische Gegenstände. Stühle und Tische zum Beispiel. Egal in welchen Raum man geht – sie stehen leblos nebeneinander und versperren den Weg. Wie soll da Bewegungslust aufkommen? Wandelbare Objekte hingegen ermutigen zur situationsgerechten Veränderung des Raums und motivieren dazu, sich selbst zu bewegen. Wir wollten nicht noch mehr “Spielzeug” zur Kompensation von starren Lebenswelten zu schaffen, sondern Gegenstände, die den gesamten Alltag von Familien bewegungsfreundlicher gestalten und spiel in jedem Moment für jeden Menschen ermöglichen.
Wie sind die Elemente nutzbar?
Rollen, balancieren, schwimmen, sitzen, befüllen, verstecken, strukturieren, tasten, trommeln transportieren, stapeln u.v.m. Etwas abstrakter: Der Stapelstein unterstützt die bewegte Förderung von Motorik, Kognition, sozialer Kompetenz und der Kreativität. Momentan fokussieren wir uns mit unserem Konzept auf Kinder ab einem Jahr bis ins Schulalter. Sowohl in öffentlichen Einrichtungen wie Krippe, Kindergarten und Schule als auch zu Hause im Kinderzimmer kommt die Stapelstein zum Einsatz.
Stapelstein® Elemente werden ja wirklich für alles Mögliche genutzt. Was war die lustigste oder kreativste Idee, die ihr je gesehen habt?
Das ist schwer zu sagen, denn die Ideen, wie der Stapelstein genutzt oder eingesetzt wird, sind unendlich. Toll war im Winter, wie Familien teils riesige Iglus aus Schnee-Steinen gebaut haben – sie hatten den Stapelstein als Form dafür genutzt und so „eisige Ziegel“ hergestellt.
Gibt es neue Produkte oder Projekte, auf die wir uns freuen können?
Gerade launchen wir ein ganz neues Produkt: Die Stapelstein-Base. Das modulare Stapelstein-Prinzip wird durch die Base clever erweitert und macht dynamisches Sitzen zum Kinderspiel – und das in jedem Alter, denn die Base wächst quasi mit. Ob ein Stapelstein als Sitz oder mehrere – mit dem Board on top wird ein höhen verstellbarer Hocker daraus. Die Base ist ganz neu und kommt erst an Juni in die Läden.
* Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit Stapelstein® entstanden