Mein Kind mag kein Gemüse! Tipps für eine gesunde Ernährung
Ein Artikel von Alicia Metz-Kleine
Ein Ernährungsthema, von dem ich immer wieder höre, privat und beruflich, ist Gemüse. Beziehungsweise kein Gemüse. Genauer gesagt geht es um das fehlende Gemüse auf den Kindertellern und die damit verbundenen Sorgen der Eltern. Heute gibt es dazu meine Tipps für eine gesunde Ernährung!
Wie ist das bei euch? Isst dein Kind gerne Gemüse? (Diese Kinder soll es ja geben. ;)) Und falls nicht, machst du dir Sorgen um die gesunde Ernährung deines Kindes? Über NudelnPommesEisHaferflockenSonstnix-Phasen habe ich hier schon geschrieben. Und auch darüber, dass das alles oft ganz alleine wieder vorbei geht und Eltern vor allem Geduld, Gelassenheit und Zuversicht brauchen. Aber natürlich gibt es auch einige Tipps, wie man besser durch diese Phasen kommt und wie man Kindern Gemüse doch etwas schmackhafter machen kann …
Hier kommen Tipps für eine gesunde Ernährung
Zusammen Rezepte aussuchen oder neue Rezepte erfinden
Ein gute Möglichkeit, um Kindern eine ausgewogene und gesunde Ernährung schmackhaft (hihi) zu machen und ihnen Spaß an Essen zu vermitteln, sind gemeinsame Erfahrungen. Suche gemeinsam mit deinem Kind ein neues Rezept aus, blättert zusammen in Kochbüchern. Frag dein Kind, was es gerne mal essen würde. Das geht alles tatsächlich auch schon bei recht kleinen Kindern, denn mit Bildern ist es für Kinder einfacher, sich ein Gericht vorzustellen. Und es macht großen Spaß und vielleicht hat dein Kind sogar eigene Ideen oder Rezepte, die es ausprobieren möchte. Oder ihr erfindet etwas ganz Neues und experimentiert mit Gemüsesorten. Lebensmittel und Gerichte, die selbst ausgesucht werden, werden übrigens meist auch eher gegessen oder zumindest probiert.
Zusammen kochen und ausprobieren lassen
Ein weiteres schönes gemeinsam Erlebnis ist Kochen. Schon kleine Kinder können einfachen Aufgaben in der Küche übernehmen. Gemüse waschen, Sachen umrühren, Teig kneten, naschen ;). Naschen und abschmecken sind außerdem auch gute Möglichkeiten, um neue Gemüsesorten zu probieren. Wie wichtig gemeinsames Kochen ist und welche Tipps und Tricks du dafür kennen solltest, habe ich hier schon einmal aufgeschrieben. Und auch hier gilt: Lebensmittel und Gerichte, die selbst zubereitet werden, werden meist auch eher gegessen oder zumindest probiert.
Mit Form und Konsistenzen arbeiten
Meine Kinder lieben rohe Karotten, verschmähen sie aber, wenn sie gekocht sind. Klingt komisch, ist aber ganz normal. Jeder Mensch hat einen anderen Geschmack, jedes Kind is(s)t anders. Du darfst also gerne experimentierfreudig sein. Sternchen-Gurken, Rote Bete-Chips, Erbsen-Aufstrich, Gurken-Spaghetti… Ein typisches Beispiel sind auch Kartoffeln. Viele Kinder mögen Kartoffelbrei, sind aber nicht so große Fans von Salzkartoffeln. Probier einfach mal aus. Verschiedene Konsistenzen, Formen und Kombinationen – das ist spannend, macht Spaß und es sind bestimmt einige Überraschungen dabei.
Obst- & Gemüse anpflanzen (oder Kräuter)
Selbst etwas anzupflanzen und wachsen zu sehen ist ein tolles Erlebnis – für Groß und Klein. Und dafür braucht man nicht mal einen Garten, auch auf dem Balkon kann man wunderbar Tomaten, Erdbeeren oder Salat pflanzen. Und für Kräuter reicht sogar das Küchenfenster. Wenn Kinder selbst etwas pflanzen dürfen, ist das ein echtes Erfolgserlebnis, ist faszinierend und macht Spaß. Und natürlich wird dann auch probiert, was man da angepflanzt hat. Zudem lernen Kinder ganz nebenbei etwas über die Natur und Lebensmittel und lernen sie auch wertschätzen. Wenn du das Gärtnern zu einem kleinen Projekt machen willst, kannst du gemeinsam mit deinem Kind ein Garten-Tagebuch führen und z.B. jeden Tag ein Foto machen.
Vorbild sein
Isst du ausgewogen? Und jeden Tag Gemüse? Probierst du manchmal neue Gemüsesorten? Oder bereitest du Lebensmittel auch mal ganz unterschiedlich zu? Wenn du jetzt bei jeder Frage genickt hast: Bravo, richtig gut! Wenn nicht, ist das nicht schlimm, aber es darf dich inspirieren. Sei dir darüber bewusst, dass du ein Vorbild bist! Das gilt natürlich für alle Bezugspersonen: Mama, Papa, Oma, Opa, Tanten, Onkel… Kinder zwischen 1 und 6 Jahren eignen sich ihr Essverhalten hauptsächlich durch Imitationslernen an.
Oft probieren lassen – ohne Druck und Zwang
Die Geschmacksvorlieben von Kindern ändern sich im Laufe der Zeit und an manche Geschmacksrichtungen gewöhnen sie sich erst nach und nach. Es kann bis zu 15 Anläufen dauern, bis ein Kind etwas Neues probiert. Wenn Kinder also ein paar Mal ein bestimmtes Lebensmittel abgelehnt haben, lohnt es sich, es trotzdem noch ein paar Mal auf den Tisch zu stellen. Und das am besten ganz ohne Druck. Das Gemüse sollte einfach da sein. Dabei ist es auch wichtig, nicht nur die Dinge zu servieren, die du gerne magst. Vielleicht hat dein Kind einen ganz anderen Geschmack. Um neue Lebensmittel auszuprobieren eignen sich Gerichte zum Individualisieren übrigens besonders gut.
Mit anderen essen
Egal ob Oma und Opa oder Freund*innen – zusammen mit anderen zu essen macht den meisten Kindern Spaß. Dadurch entsteht auch oft eine Gruppendynamik, in der einige Kinder besser essen, beziehungsweise mehr probieren. Meine Freundin mag Oliven? Dann probiere ich sie auch mal. Mit Oma zusammen esse ich mal diesen Käse.
Gemüse durch Obst ersetzen oder kombinieren
Neben Gemüse sind auch Früchte wichtige Lieferanten von Vitaminen und Mineralstoffen. Sollte deine Kinder also gerade in einer „Gemüse ist eklig“-Phase stecken, kannst du ein bisschen mehr Obst in den Speiseplan einplanen. In diesem Post zeigt Jennifer Anderson von Kids Eat in Color sehr schön, welche Vitamine und Nährstoffe in welchen Obstsorten stecken und welches Gemüse du mit welchem Obst ersetzen kannst.
Was auch manchmal gut funktioniert: Obst und Gemüse kombinieren. Möhren-Apfel-Salat, Wassermelonen-Gurken-Salat oder Avocado-Mango-Salat kommen bei vielen Kindern zum Beispiel sehr gut an.
Sei offen für Neues
„Das isst mein Kind nie!“ – das habe ich schon so oft gehört und wenn ich dann nachgefragt habe, wurden viele Rezepte oder Lebensmittel einfach noch nie probiert. Deswegen sollte man eigene Glaubenssätze und Annahmen immer mal überprüfen. Weiß ich überhaupt, ob mein Kind das mag? Oder denke ich das nur? Es gibt Kinder, die lieben Rosenkohl und Oliven oder strengen Käse. Es gibt Kinder, die essen lieber richtig herzhaft und würzig. Und natürlich gibt es auch Kinder, die genau all das nicht mögen. Aber was wir für ein Kind vor uns haben, auch wenn es unser eigenes ist, wissen wir nicht sofort. Und wir sollten auch nicht nur von unserem eigenen Geschmack ausgehen.
Probiert doch zusammen mal was ganz Neues, was ihr noch nie gegessen habt. Das macht großen Spaß, auch wenn es nicht allen schmeckt. Es ist trotzdem ein schönes Experiment. Dinge, die meine Kinder lieben, von denen ich überrascht war: Sojasauce, Forellenfilets, Sushi, Brokkoli, Zartbitterschokolade, Oliven, Parmesan, knackigen Salat, Spinat, Kichererbsen…
Bleib entspannt (und frag mal in der Kita ;))
Wie ich oben bereits geschrieben habe, es ist alles nur eine Phase. Wirklich. Bei den meisten Kindern gehen diese Phasen vorbei oder verändern sich. Es ist ganz normal und gehört zur Entwicklung dazu, dass Kinder zeitweise sehr einseitig essen. Es hilft, sich das in akuten Phasen immer wieder zu sagen. Was auch helfen kann, ist, mal in der Kita nachzufragen. In der Kita essen Kinder nämlich oft gaaaanz anders – und auch vielfältiger. Und dieses Wissen kann doch sehr beruhigend sein. Dann weißt du nämlich, dass deine Kinder doch mehr Vitamine und Nährstoffe zu sich nehmen und keine Gemüseverweiger*innen sind. Warum essen Kinder in der Kita anders? Dafür kann es viele Gründe geben: die Gruppensituation, eine andere Zubereitungsart, die andere Atmosphäre und und und.
Spielerisch raten lassen, aber nicht unterjubeln
Ich weiß, dass das auf allen vielen Blogs und in Rezepten geraten wird, aber ich bin kein Fan von „Gemüse unterjubeln oder verstecken“. Natürlich kann man mal einen Zucchini-Schoko-Kuchen backen ohne die Zucchini an die große Glocke zu hängen. Aber das so ganz grundsätzlich und immer zu machen, ist keine gute Strategie. Zum einen veräppelt man damit sein Kind und zum anderen hat das Kind so auch absolut keine Chance, seine Meinung über Gemüse zu ändern, da es ja gar nicht weiß, wenn es welches gegessen hat. Eine schönere Variante finde ich deswegen „spielerisch raten lassen“. Was ich damit meine? Das kann ich gut an einem Beispiel erklären. Es gibt einen echt leckeren Smoothie mit Erbsen, Brokkoli und Orangensaft, der überhaupt nicht nach Gemüse schmeckt, sondern eher nach Kiwi. Ich habe den Smoothie gemacht und meine große Tochter dann probieren und raten lassen, was alles im Smoothie ist. Das hat ihr total Spaß gemacht, sie ist aber nicht darauf gekommen. Als ich es ihr dann verraten habe, fand sie es total faszinierend und nicht etwa „bäh“. Und das, obwohl sie nicht der größte Fan von Erbsen ist. Wir machen den Smoothie seitdem oft zusammen. Probiere es doch mal aus.
Grundsätzlich gilt bei diesen Tipps für eine gesunde Ernährung
Du solltest dich auf die positiven Dinge konzentrieren und das Kind bestärken statt zu bestrafen oder Druck auszuüben. Essen kann und soll Spaß machen und eine positive Erfahrung sein.
Wie du mit deinem Kind generell über Ernährung sprechen kannst und ihr euch spielerisch damit beschäftigen könnt, darüber habe ich hier schon einmal geschrieben.