Nachtisch für Kinder: genießen statt streiten

Nachtisch für Kinder: genießen statt streiten

Ein Artikel von Alicia Metz-Kleine
(Gelesen von Karin Greeck)
 

Vorspeise, Hauptspeise, Nachtisch – was einfach nach einer klassischen Abfolge beim Essen klingt, bringt im Familienalltag oft eine kleine oder größere Herausforderung mit sich: der Nachtisch für Kinder. Ob Dessert, Nachspeise oder einfach etwas Süßes – ganz egal, wie man es nennt, meist ist er für Kinder oft noch verlockender als die Hauptspeise. Und manchmal geht es uns Erwachsenen genauso.

Sollte Nachtisch eine Ausnahme bleiben? Und wie geht man damit um, wenn das Kind plötzlich zuerst das Eis will, bevor es die Nudeln isst? Und bei welchen Besonderheiten und äußeren Umständen könnten wir genauer hinschauen?  Gleich vorweg: Ein entspannter Umgang mit Süßigkeiten ist möglich – und sinnvoll. Deswegen soll es heute darum gehen, warum Nachtisch kein Drama sein muss, wie man gesunde Alternativen anbietet und warum strikte Regeln oft das Gegenteil bewirken. 

Das süße Finale – Nachtisch für Kinder ohne Druck 

Es bleiben Nudeln auf dem Teller liegen, aber für den Nachtisch ist noch Platz. Manchmal hat man das Gefühl, dass Kinder einen eigenen Magen für Süßes haben. Aber viele von uns kennen das vermutlich auch selbst. Und das ist ja auch verständlich und völlig in Ordnung. Wer schon mal mit großem Genuss ein richtig leckeres Dessert gegessen hat, kann das verstehen. 

Was ist Nachtisch überhaupt? Klingt nach einer komischen Frage, ist aber tatsächlich wichtig, vor allem in der Kommunikation mit Kindern. Manchmal gibt es Nachtisch, manchmal nicht. Warum ist ein Dessert etwas anderes als eine Hauptspeise? Wieso essen wir in dieser Reihenfolge? Und was ist mit Grießbrei, Milchreis, Pfannkuchen, Porridge & Co.? Es gibt ja auch manchmal süße Hauptspeisen. Wo ist da dann der Unterschied zu einem Nachtisch? Wenn man diese Punkte so liest, kann ich verstehen, warum Kinder unsere Argumentation manchmal vielleicht nicht logisch finden. 

Es ist sehr wichtig, wie wir mit Kindern über Lebensmittel und Ernährung sprechen. Es gibt unendlich viele Lebensmittel und diese Vielfalt ist wunderbar. Unser Körper braucht nämlich ganz unterschiedliche Dinge, um gut zu funktionieren. Und die verschiedenen Lebensmittel erfüllen unterschiedliche Funktionen und Bedürfnisse. Das können wir auch Kindern schon altersgerecht erklären. Nora Imlau hat es mal so schön formuliert – Sinngemäß: „Wenn man ausschließlich Schokolade essen würde, würde man sterben. Wenn man nur Brokkoli isst, aber auch.“ Wir können unseren Kindern sagen, dass unser Körper es mag, wenn wir möglichst bunt essen und dass ihm etwas fehlen würde, wenn es nur Nachtisch geben würde.

Diese Vielfalt kann man auch auf dem Snackteller gut abbilden. Wenn meine Kinder nachmittags gerne einen süßen Snack wollen, bekommen sie ihn. Ich lege aber immer auch herzhafte Knabbereien, Rohkost und aufgeschnittenes Obst dazu. Das ist dann immer eine bunte Auswahl und bei uns wird immer alles davon gegessen. 

Hier kommen noch drei wichtige Punkte zum Thema Nachtisch für Kinder: 

Nachtisch ist kein Druckmittel 

„Wenn du brav aufisst, gibt es Nachtisch.“ Essen sollte nie an Bedingungen geknüpft oder als Belohnung oder Bestrafung eingesetzt werden. Das kann langfristig zu einer ungesunden Beziehung zum Essen führen. Ein Kind soll lernen, auf sein Hunger- und Sättigungsgefühl zu hören – und nicht essen, nur um eine „süße Belohnung“ zu bekommen. Es darf also Nachtisch geben, auch wenn nicht aufgegessen wurde? Ja, klar. Warum denn nicht? 

Nachtisch darf auch mal zuerst gegessen werden 

Klingt verrückt? Ist es nicht! Kinder haben von Natur aus eine Vorliebe für Süßes – das ist evolutionsbedingt und völlig normal. Viele Eltern haben Angst, dass ihr Kind dann nur noch Süßigkeiten möchte. Tatsächlich passiert aber oft das Gegenteil: Wenn Nachtisch nichts Besonderes oder Verbotenes ist, verliert er seinen Reiz als „Highlight“. Manche Kinder essen ein paar Löffel Joghurt mit Obst – und wenden sich dann doch der Hauptspeise zu. Denn Kinder spüren, was ihr Körper braucht, wenn wir sie lassen. 

Ein kleiner, aber wichtiger Reminder: Ausnahmen werden nicht automatisch zur Regel!

Glaubenssätze hinterfragen 

„Wenn du nicht aufisst, scheint morgen die Sonne nicht.“ – Solche Sätze sind tief in vielen von uns verankert. Aber sie erzeugen Druck und Schuldgefühle rund ums Essen. Es hilft, sich bewusst zu machen, welche Botschaften wir unseren Kindern mitgeben. Eine lockere

Haltung zum Essen und zum Nachtisch zeigt Kindern, dass alle Lebensmittel ihren Platz haben – ohne moralische Wertung. 

Ein Beispiel für Nachtisch für Kinder aus einem Kindergarten 

In einem Kindergarten, in dem es zuckerarmes Essen gibt, gab es früher jeden Tag (zuckerfreie) Marmelade zum Frühstück. Dazu gab es aber die Regel, dass die Kinder erst ein herzhaftes Brot essen mussten, bevor sie dann eins mit Marmelade essen durften. Diese Regel führt natürlich zu der oben beschriebenen Einteilung von Essen. Es gibt dadurch Lebensmittel, die man essen muss (die aber langweilig sind oder nicht schmecken – z.B. Brot mit Aufstrich) und Lebensmittel, die ungesund/schlechter sind (aber megalecker – Marmeladenbrot). Deswegen wurde diese Regel geändert. Jetzt steht nur noch an einem Tag Marmelade auf dem Tisch, diese ist dann aber ganz frei verfügbar. Das Beispiel zeigt gut, dass es fast immer alternative Lösungen gibt und wir keine Verbote oder strenge Regeln brauchen. 

Alternative Angebote und ein entspannter Umgang 

Verbote machen Lebensmittel nur noch interessanter. Statt Nachtisch für Kinder grundsätzlich zu verteufeln, hilft es, eine Balance zu finden. Außerdem kann Nachtisch auch gesund UND lecker sein! 

Hier ein paar Ideen: 

  • Joghurt mit frischen Beeren und Nüssen 
  • Selbstgemachtes (Bananen)Eis 
  • Fruchtiges Apfelkompott 
  • Fruchtiges Smoothies 
  • Erdnuss-Dattel-Schoko-Pralinchen 
  • Obstsalat

Und ja, es darf auch mal (häufiger) ein Eis oder Schokolade sein. Ganz ohne schlechtes Gewissen! 

Geschwister und unterschiedliche Typen 

Mit älteren Geschwisterkindern wird es kniffliger. Während ein Kleinkind vielleicht noch mit Naturjoghurt und Obst zufrieden ist, kauft sich das Schulkind auf dem Heimweg ein Schokobrötchen. Und das ist okay! Ältere Kinder entscheiden zunehmend selbst, was sie essen. Je entspannter der Umgang mit Süßigkeiten in der Familie ist, desto eher entwickeln Kinder eine gesunde Selbstregulation. Mit Geschwisterkindern kann man schauen, ob man individuelle Regeln findet und es hilft auch, etwas gelassener zu werden. Unsere zweite Tochter hat jedenfalls sehr viel früher ihr erstes Eis gegessen als unsere Große. 

Wichtig ist auch, dass man wirklich auf sein Kind schaut. Jeder Mensch isst anders. Manche haben gar nicht so ein großes Bedürfnis nach süßen Sachen, andere können sich kaum regulieren und sind richtige Süßschnäbel. Wenn es unserem Kind sehr schwer fällt, sich beim Essen und besonders bei Süßem selbst zu regulieren, braucht es natürlich mehr Unterstützung. Deswegen halte ich auch nichts von “one-fits-all”-Lösungen. Frei zugängliche Süßigkeitenschubladen können in einigen Familien gut funktionieren, für andere geht das gar nicht. Es müssen auch nicht immer Süßigkeiten im Haus sein, so muss gar nichts verboten werden. Aber auch diese individuellen Grenzen und Regeln kann man erklären, ohne dass man auf eine gesund/ungesund-Einteilung zurückgreift. 

Und ohne, dass wir uns adultistisch verhalten. Adultismus ist das Machtungleichgewicht zwischen Kindern und Erwachsenen. Dadurch werden Kinder und Jugendliche allein aufgrund ihres Alters diskriminiert. Wir alle verhalten uns im Alltag adultistisch, weil wir selbst so aufgewachsen und geprägt sind. Aber wir können das hinterfragen und schauen, warum wir uns wie verhalten. Ein guter Trick: Würden wir mit Freund:innen auch so sprechen? 

Fazit: Nachtisch sollte kein Diskussionsgrund sein 

Süßes gehört zum Leben dazu – genau wie herzhafte, saure oder bittere Geschmäcker. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen. Ein Nachtisch sollte kein Machtkampf werden. Wenn Kinder lernen, dass sie nichts „erbetteln“ müssen, sondern Süßes selbstverständlich Teil einer vielfältigen Ernährung ist, verlieren Süßigkeiten ihren Reiz als Verbotenes. 

Trotzdem dürfen wir als Eltern natürlich auch Grenzen setzen und es darf individuelle Familienregeln geben. Wenn man beispielsweise nicht will, dass 5 Minuten vor dem

Abendessen etwas Süßes gegessen wird, ist das absolut in Ordnung. Und alternative Angebote sind immer eine gute Möglichkeit. 

Wir können unseren Kindern erklären und vorleben (!), dass Balance so wichtig ist! Es kommt immer auf die Mischung und die Menge an. Zudem gehört zu einer gesunden Lebensweise und einem gesunden Körper noch viel mehr. Zum Beispiel mentale Gesundheit, Genuss, Freude, Bewegung, Spiel, Entspannung, Freund:innen, Schlaf etc. Auch das können wir unseren Kindern mit auf den Weg geben und altersgerecht erklären. 

Unser Ziel dabei? Eine entspannte Esskultur, in der Nachtisch einfach Nachtisch (oder auch Vorspeise) sein darf – nicht mehr und nicht weniger.

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