Mythen über Ernährung am Esstisch mit der Familie

Mythen über Ernährung am Esstisch mit der Familie

Ein Artikel von Alicia Metz-Kleine

So schön die Advents- und Weihnachtszeit auch ist, oft ist sie leider auch mit Stress und Konflikten verbunden. Vor allem, wenn an Heiligabend und an den Weihnachtsfeiertagen die große Familie zusammen kommt und alles ganz festlich und harmonisch sein soll. Die Kinder sitzen nicht still, der Hälfte schmeckt’s nicht und das Essverhalten wird ungefragt kommentiert. Schwierige Situation. Falls es dir auch so geht (vielleicht auch in anderen Situationen), haben wir hier 5 typische Mythen über Ernährung oder Verhalten, die eventuell bei großen Essen auf den Tisch kommen (Sorry, der Wortwitz musste sein).

„Also bei uns wurde der Teller früher aufgegessen.“

Ein Klassiker, mit dem wahrscheinlich viele von uns selbst aufgewachsen sind. „In Afrika leiden die Kinder Hunger und du isst nicht auf“, „Wenn du deinen Teller nicht aufisst, gibt es morgen schlechtes Wetter“ oder sogar „Du bleibst solange sitzen, bis der Teller leer ist“. Kennst du diese Sätze? Manche (Groß)Eltern sagen die Sätze auch heute noch, dabei weiß man, dass das eher kontraproduktiv ist. Wir alle (auch Kinder!) haben von Natur aus ein gesundes Hunger- und Sättigungsgefühl. Kinder können das oft sogar noch besser spüren, da ihr Hunger- und Sättigungsgefühl noch nicht so stark von außen beeinflusst wurde. Zudem ist jeder Mensch unterschiedlich und es hängt auch von der Tagesform ab – und natürlich vom Geschmack. Eine*r isst vielleicht den ganzen Teller leer und will noch Nachschlag, die oder der andere nicht. Das ist normal und völlig in Ordnung. 

Wie lange einen solche Sätze wie oben begleiten und auch belasten können, wissen einige aus eigener Erfahrung. Kritik, Vergleiche, Bewertungen und Belehrungen haben am Esstisch einfach nichts zu suchen. Ein Kind ist satt, wenn es satt ist. Basta. 

„Können die Kinder denn nicht sitzen bleiben, bis alle fertig sind?“

Egal ob im Restaurant oder auch an der heimischen Festtagstafel – es gibt immer wieder Menschen, die davon genervt sind, wenn Kinder nicht still sitzen können. Und manche kommunizieren das auch. Das kann zu Konflikten führen. Dabei ist es ganz natürlich, dass Kinder einen großen Bewegungsdrang haben (es gibt aber Unterschiede, abhängig von Alter und Charakter). Und selbst manchen Erwachsenen fällt es schwer, 2-3 Stunden ruhig am Tisch zu sitzen. Sie gestikulieren wild, reden viel und laut, stehen auf und gehen rauchen …

Aber zurück zu den Kindern: Dieses erzwungene Stillsitzen, was manche erwarten, kommt noch aus einer alten Pädagogik, die auf Strafen aufgebaut ist. Daran kannst du erinnern, wenn sich jemand beschwert. Berücksichtige auch immer das Alter deines Kindes und erwarte nicht zu viel. Die meisten Kinder können erst kurz vor Schuleintritt länger ruhig sitzen. Und wenn ihr sowieso zuhause seid, lass dein Kind einfach aufstehen und sucht gemeinsam eine Beschäftigung, während die anderen noch essen. Wenn ihr im Restaurant seid und es nicht so viele Möglichkeiten gibt, findest du hier Tipps für einen entspannten Restaurantbesuch mit Kleinkind

„Das arme Kind wächst ja gar nicht richtig, wenn es kein Fleisch isst.“

Eine Person isst glutenfrei, eine andere vegan und eine ernährt sich zuckerfrei. Was inzwischen eigentlich schon Normalität ist, kann trotzdem noch immer zu Unverständnis führen. Und wenn es dann an Weihnachten ein traditionelles Festmahl (häufig mit Fleisch) gibt, ist eine Diskussion fast schon vorprogrammiert. Oft wird das Essverhalten dann auch kommentiert, vor allem wenn es um Kinder geht. Wie damit umgehen?

  • Wenn ihr als Familie woanders eingeladen seid, sagt vorher rechtzeitig Bescheid und sorgt vielleicht selbst für einen passenden Ersatz.
  • Richtet ihr das Essen selbst aus, ist es natürlich einfacher. Um euch aber für mögliche Kommentare zu wappnen, überlegt euch vorher, wie ihr reagieren wollt. Es ist eure Familie und eure Entscheidung. Ihr könnt entweder mit Fakten aufklären, es ist aber auch okay, wenn ihr einfach nur sagt: „Das ist unsere Entscheidung als Familie. Schön, dass ihr das respektiert.“
  • Und um beim genannten Beispiel zu bleiben: Inzwischen empfiehlt sogar die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. eine vegetarische Ernährung und in der VeChi-Youth-Studie im 14. Ernährungsbericht der DGE heißt es dazu: „Vegetarische und vegane Kostformen sind offenbar auch im Kindes- und Jugendalter geeignet, ein altersgemäßes Wachstum sowie eine ausreichende Versorgung mit Makronährstoffen sowie den meisten Mikronährstoffen sicherzustellen.“
„Trink doch einen Saft! Das ist sehr gesund!“

Milch ist gut für die Knochen. Saft ist gesund und enthält viele Vitamine. Fleisch macht stark. Veraltete Mythen und Glaubenssätze, die man trotzdem noch immer häufig hört. Auch hier gilt – du kannst entweder aufklären und das Gespräch suchen oder einfach eine Grenze setzen. Je nachdem, wie es um die Beziehung und die Offenheit deines Gegenübers bestellt ist. Es ist beides in Ordnung.

Saft ist nämlich nicht unbedingt „sehr gesund“. In den meisten Fruchtsäften steckt unheimlich viel Zucker (vergleichbar mit Softdrinks). Deswegen sind für Kinder auch Schorlen viel empfehlenswerter (im Mischverhältnis 3:1 – Wasser: Saft)

„Du bist nur so oft erkältet, weil du nicht genug Vitamine zu dir nimmst.“

Noch so ein veralteter Satz. Ja, eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist natürlich enorm wichtig für unser Immunsystem. Aber wie bereits verschiedene Studien gezeigt haben, haben Vitamine keine nennenswerte Wirkung zur Vorbeugung von Erkältungen. Und gegen fiese Kitaviren hilft gefühlt sowieso nichts #elternwissenwovonichspreche. 

Hoffentlich fühlst du dich jetzt ein bisschen besser gewappnet für ein Zusammentreffen mit der Verwandtschaft und ein gemeinsames Essen. Habt eine schöne Weihnachtszeit mit viel leckerem Essen und Gemütlichkeit!

Noch mehr Informationen und hilfreiche Tipps für generelle Konflikte und Auseinandersetzungen an Weihnachten, findest du in diesem Instagram-Post von Journalistin und Kommunikationsberaterin Dana Buchzik.

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