Neulich am Familientisch mit Mari von @kleines feines
Digital Creator, Sozialwissenschaftlerin und Mum von drei Kindern
Mari, wer bist du, was machst du und wer sitzt mit dir am Familientisch?
Ich bin Mari von kleines feines. Auf Instagram berichte ich immer mal ein bisschen aus unserem Familienalltag. Angefangen habe ich mal mit Backen, weil ich gerne Rezepte teile und unheimlich gerne backe. Nach und nach ist dann noch das Thema Basteln dazugekommen. Eigentlich bin ich Sozialwissenschaftlerin und arbeite an der Hochschule. Instagram ist mein Hobby und ein schöner Ausgleich.
Mit mir am Familientisch sitzen mein Mann und unsere drei Kinder. Unsere Teenagerin, die im Sommer 17 Jahre geworden ist und noch die zwei „Kleinen“, 6 Jahre und fast 8 Jahre.
Schön und deswegen fand ich auch, dass du gut für dieses Interview passt. Du kennst ja jetzt wirklich alle verschiedenen Altersstufen bis ins Teenie-Alter. Also erzähle gerne mal, wie es bei euch am Familientisch so ist?
Das, was ich jetzt richtig Familientisch nennen würde, ist eigentlich nur das Abendessen. Das ist die Mahlzeit, bei der wir (meistens) alle zusammen sitzen. Das ist übrigens gar keine feste Regel für unsere große Tochter, sondern einfach so entstanden. Wenn sie verabredet ist, ist sie dann meistens zum Abendessen trotzdem da. Und wenn das mal nicht so ist, dann ist das auch völlig okay. Wenn wir dann abends zusammensitzen und essen, ist das auch so ein richtiges Familientisch-Gefühl.
Und was hat sich bei euch am Familientisch verändert mit der Zeit? Was wird einfacher beim Thema Essen, wenn die Kinder größer werden?
Ich finde, es werden weniger Diskussionen, z.B. über die Dinge, die die Kinder mögen bzw. nicht mögen. Was ich da sehr spannend finde, ist, dass meine große Tochter jetzt manchmal nach Gerichten von früher fragt, die sie damals aber gar nicht so gerne gegessen hat. Aber irgendwie sind das für sie Kindheitserinnerungen und die kochen wir dann natürlich auch mal wieder. So kommen diese Gerichte dann auch wieder zu den jüngeren Geschwistern. Das ist ganz schön.
Was sich auch verändert hat, ist meine Haltung. Früher habe ich mich mehr gestresst, was gesunde Ernährung angeht. Da war ich auch „strenger“ beim Thema Gemüse beispielsweise. Heute bin ich entspannter. Die Kleinen mögen gekochtes Gemüse gerade nicht so? Dann sollen sie einfach so viel Rohkost essen, wie sie wollen.
Und merkt ihr auch, dass sich die Einflüsse bei eurer großen Tochter verändern?
Ja, absolut. Manche Gerichte und Ideen kommen jetzt auch über Freund*innen oder soziale Medien. Manchmal kommt sie mit so Trends, die sie mal ausprobieren möchte. Wir haben schon die Pasta von Gigi Hadid ausprobiert. Das kocht sie dann und wir essen es alle zusammen. Sie war außerdem gerade länger im Ausland, in den USA und hat von dort auch Gerichte mitgebracht. Chipotle zum Beispiel. Das sind Tacos mit einer Bowl ähnlichen Füllung. Da sind unter anderem schwarze Bohnen drin, die ich vorher noch nie gemacht habe. Also ja, durch meine große Tochter kommen auf jeden Fall neue Ideen an den Familientisch und die nehme ich dann auch gerne mit auf. Ihr ist es einfach auch wichtig, immer mal Neues auszuprobieren und Abwechslung zu haben.
Das ist mit kleineren Kindern ja nicht unbedingt so….
Nein, die Kleinen könnten auch fünf Tage hintereinander Nudeln essen. Das will die Große aber nicht und dadurch entsteht auch Abwechslung.
Du hast eben gesagt, dass eure große Tochter manchmal auch mit Social Media Trends kommt. Beschäftigt ihr euch viel mit dem Thema? Oder habt ihr da auch Herausforderungen? In den sozialen Medien sind die Themen Essen und Körperbild zum Teil ja sehr kritisch zu sehen. Wenn man nach Rezepten schaut, landet man ja auch schnell bei „What I Eat in a day-Videos“.
Bisher war das bei uns noch kein Thema und ich glaube, wir hatten da einfach viel Glück. Ich bin ja selbst auch Teil von Social Media und mache mir viele Gedanken dazu, weil ich finde, dass gerade beim Thema gesunde Ernährung wirklich viel Druck entstehen kann. Deswegen habe ich für mich auch entschieden, gar nicht jedes Gericht zu zeigen, was ich koche. Sondern lieber Rezepte hochzuladen. Und man darf auch nicht vergessen, dass Content Creator meist nur Sachen zeigen, die instagrammable sind. Fünf mal Nudeln hintereinander sieht man eher selten, obwohl das auch völlig in Ordnung wäre. Ich sehe die grundsätzliche Gefahr also auf jeden Fall und zum Teil bekommt man solche Themen auch im Freundeskreis mit, aber bei uns spielt es glücklicherweise keine Rolle.
Was hat sich noch beim Thema Essen verändert? Gab oder gibt es vielleicht auch neue Herausforderungen?
Im Übergang zur Teenie-Zeit fand ich tatsächlich das Frühstück ein bisschen schwierig. Weil eigentlich finde ich es ganz schön, wenn wir auch morgens zusammensitzen und frühstücken. Aber meine große Tochter hatte dazu irgendwann keine Lust mehr und wollte sich lieber alleine und in Ruhe fertig machen. Das fand ich erst irgendwie doof, habe sie aber gelassen. Und ich konnte es eigentlich auch gut nachvollziehen. Ich habe morgens auch manchmal gerne meine Ruhe und freue mich, wenn ich 20 Minuten vor den Kindern wach bin. Deswegen war das ein Learning, zu akzeptieren, dass morgens nicht alle am Familientisch sein müssen und dass das gerade wichtig und gut für sie ist. Ich glaube, vor allem bei Teenies ist es wirklich wichtig zu versuchen, sich in sie hineinzuversetzen. Es hilft, wenn man verstehen will, warum sie etwas machen und dafür dann individuelle Lösungen zu finden.
Irgendwann war die Phase dann wieder vorbei und sie wollte aktiv Frühstück machen, Joghurt mit Obst und Granola. Das essen wir eigentlich nie, haben es dann aber öfter gemacht und die Kleinen mögen es auch. Jetzt sitzen wir also manchmal zusammen. Diese Phasen hören also irgendwie nie auf.
Das stimmt, das kenne ich auch. Kocht oder backt ihr viel zusammen? Und hat sich das mit dem Alter der Kinder verändert?
Also ich koche und backe auch sehr gerne alleine und in Ruhe 🙂 Aber ja, mit den Kleinen backe ich vor allem. Es ist aber sowieso so, dass die Küche ein wichtiger Ort in unserer Wohnung ist. Wir habe eine kleine Wohnung und die Kinder sind oft in der Küche, spielen oder machen Hausaufgaben, während ich koche. Und wir hören auch oft Musik, unsere Familien-Playlist und unterhalten uns dabei und erzählen vom Alltag. Das heißt die
Kinder sind eigentlich immer dabei, wenn etwas in der Küche zubereitet wird. Das geht dann auch oft direkt ins gemeinsame Essen über. Wir haben also ein sehr lebendiges Familienküchenleben. Wenn ich am Wochenende mal etwas größeres backe, kommen die Kinder dazu, wenn sie Lust haben. Mit meiner größeren Tochter koche ich eher mal zusammen. Sie hat mal auch eine Weile regelmäßig abends selbst gekocht. Durch Abendtermine und lange Schulzeiten, ist das irgendwann weggefallen. Aber ein paar Gerichte und Traditionen gibt es, die wir immer zusammen machen. Sushi rollen zum Beispiel.
Und zum Schluss noch eine Frage, die vielleicht für alle inspirierend ist. Welche Gerichte funktionieren bei euch denn immer?
Reis mit verschiedenen Beilagen funktioniert bei uns immer. Dazu gibt es immer einen Joghurt-Dip und eine Standard-Tomatensauce aus frischen Tomaten und eben unterschiedliche Beilagen, wie Tofu, Falafel oder Halloumi. Salat meistens auch, den essen nämlich auch alle Kinder gerne. Bei dem Gericht versuche ich auch immer, neue Gemüsesorten zu servieren. So kann sich jeder nehmen, was er möchte. Das ist bei unseren anderen Standardsachen ähnlich. Ich mag Gerichte, bei denen ich weiß, dass sie nicht so aufwendig sind und alle sie mögen, man aber trotzdem noch etwas zusätzliches anbieten kann. Pfannkuchen sind auch so etwas. Da gibt es immer auch herzhafte mit Käse oder anderen Füllungen und süße mit Apfelmus. Oder Minipizzen, die sich jeder selbst belegen kann. Was auch immer geht: Lasagne – für die einen mit Käse und für die anderen ohne.
Ach toll. Wir lieben ja auch solche Selbstmach-Gerichte. Und da wird auch immer mal wieder etwas Neues probiert.
Ja, bei uns auch. Und wir haben noch zwei kleine Rituale am Familientisch. Zum einen gibt es ganz oft schon einen Rohkostteller vor dem Essen, weil die Kinder dann meistens schon Hunger haben. Und das zweite ist ein Obstteller nach dem Essen. Wir bleiben oft nach dem Essen noch sitzen und unterhalten uns und dann stelle ich einen Teller mit verschiedenen Obstsorten hin, was wir eben so da haben, von dem alle was essen. Das ist gar keine Regel. Aber es passiert eben so nebenbei. Das hat sich irgendwann so eingebürgert und das finde ich ganz schön.

