Neulich am (veganen) Familientisch mit Daniela von Once Upon A Cream

Neulich am (veganen) Familientisch mit Daniela von Once Upon A Cream

Bloggerin zu veganem Familienleben, veganer Kosmetik und Tierrechte

Hey Daniela! Du hast uns ja in der Januarausgabe des Kinderbereichs schon ein paar Fragen beantwortet. Magst du dich trotzdem kurz vorstellen? Und auch die Menschen, die noch mit dir am Familientisch sitzen?

Ja, klar. Ich bin Daniela, 42 Jahre alt und lebe mit meinem Mann, unserem 5-jährigen Sohn und unserem 15-jährigen Kater im schönen Wien. Ich betreibe seit über 10 Jahren meinen Blog Once Upon A Cream, auf dem sich alles um veganes Familienleben, vegane Kosmetik und Tierrechte dreht. Nachdem wir als Familie vegan leben – mein Mann und ich bereits seit 11 Jahren und unser Sohn von Geburt an – geht es bei uns am Familientisch besonders tierfreundlich zu. Die Tiere sitzen höchstens am oder unter dem Familientisch, liegen aber nicht auf unseren Tellern. Wir sind absolute Foodies und bei uns dreht sich viel um Genuss und Neugierde bei der pflanzlichen Ernährung. Von dem Verzicht und der Einschränkung, die viele vermuten, bekommen wir eigentlich wenig mit.

Welche drei Gerichte sind in deiner Familie die All-time-Favorites?

Wir lieben Wraps in allen Facetten, Spaghetti mit unterschiedlicher veganer Bolognese (z.B. aus Linsen, Räuchertofu, Walnusshack oder Sonnenblumenkernen) und wir sind leidenschaftliche Frühstücker:innen. Ok, Pommes kann ich eigentlich auch nicht unerwähnt lassen.

Werdet ihr denn häufig von anderen zur veganen Ernährung befragt und wie reagiert euer Umfeld (Familie, Freund:innen, Kindergarten etc.) darauf?

Das kommt immer wieder mal vor, wurde über die Jahre aber deutlich weniger. Mittlerweile ist Veganismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen und es gibt weniger überraschte Blicke, wenn bekannt wird, dass wir vegan leben. Sobald das Thema vegane Kinder ins Spiel kommt, sieht es allerdings anders aus. Da fühlen sich viele enorm getriggert und sind – ohne mehr darüber zu wissen – extrem vorurteilsbehaftet und stellen das Kindeswohl in Frage. Das führe ich auf eine Mischung aus absolutem Unwissen, hetzerischen Medienberichten über mangelernährte Säuglinge – das hat mit Fahrlässigkeit, aber sicher nichts mit einer ausgewogenen veganen Ernährung zu tun – und einer Skepsis vor progressiven Ernährungsweisen. Wir haben das Glück, dass sowohl unser Umfeld als auch unsere Familien immer sehr entspannt und neugierig mit unserem Lebensstil umgegangen sind. Vegane Hochzeit, vegane Schwangerschaft und vegane Kindererziehung – da gab es mit uns schon viel mitzuerleben während der letzten 11 Jahre.

Im Kindergarten müssen wir uns enger abstimmen, da unser Sohn in eine nicht-vegane Einrichtung geht. Hier stellen wir viele vegane Alternativen, wenn es um seine Verpflegung oder auch Feierlichkeiten (z.B. Ostereier bemalen, Geschenke vom Nikolo) geht. Als “vegane Pioniersfamilie” konnten wir so aber schon zu einigen Veränderungen beitragen. Zum Beispiel bemalen seit letztem Jahr zu Ostern alle Kinder statt ausgeblasenen Hühnereiern nun ein Pappmaché-Ei. Das Jahr davor war es nur unser Sohn, dem wir die vegane Papp-Ei-Variante mitgegeben hatten.

Was gibt es bei euch zum schönsten Familien-Frühstück?

Das gemeinsame idyllische Familienfrühstück am Wochenende war tatsächlich etwas, das ich mir von Beginn an als frischgebackene Familie ganz stark gewünscht habe. Mit Baby bzw. Kleinkind lief und läuft das zwar nicht immer so bilderbuchmäßig ab, aber mittlerweile zelebrieren und genießen wir es tatsächlich alle drei sehr. Zu unserem Familien-Frühstück gibt es immer Smoothies, Kaffee bzw. Hafermilch-Babyccino, manchmal Pancakes oder Waffeln, frisches Gebäck, Tofu Scramble, Obst oder Gemüse und auch ganz spezielle Musik. Besonders schön und üppig geht es bei unserem Feiertagsfrühstück zu, z.B. an Weihnachten, Silvester oder auch bald wieder zu Ostern.

Sobald das Thema vegane Kinder ins Spiel kommt, sieht es allerdings anders aus. Da fühlen sich viele enorm getriggert und sind – ohne mehr darüber zu wissen – extrem vorurteilsbehaftet und stellen das Kindeswohl in Frage.

— Daniela

Bloggerin von Once Upon A Cream

Rührei ist ja so ein typisches Frühstücksgericht. Inzwischen gibt es viele Varianten für veganes Rührei. Verrätst du uns dein Lieblingsrezept?

Den besten Tofu Scramble macht mein Mann. Sehr gern verrate ich das Rezept für 2 Portionen! Man braucht: 1 Packung Räuchertofu, 2-3 EL Mandelmus, 1 EL Olivenöl, ½ TL Kurkuma, ½ Tasse Wasser, Salz, 2-3 EL Hefeflocken. Den Räuchertofu mit einer Gabel zerdrücken und im Olivenöl in einer Pfanne anrösten. Den Kurkuma dazumischen, das verleiht dem Tofu Scramble die gelbe Farbe. Anschließend Mandelmus, Hefeflocken und Wasser dazugeben und so lange unter Rühren weiterköcheln lassen, bis die Flüssigkeit fast vollständig verdampft und alles gut vermengt ist. Je nach Belieben salzen und mit etwas gehacktem Schnittlauch servieren. Der Tofu Scramble schmeckt besonders gut auf frischem Schwarzbrot und mit Essiggurken.

Was wird am häufigsten ganz spontan bei euch gekocht?

Wenn’s spontan oder schnell gehen muss, gibt es oft Reis, Gemüse und eine Art Protein wie Tofu oder Tempeh. Pasta in allen Variationen lieben wir auch sehr, aber auch Tofu Scramble (Rezept siehe oben) geht sehr schnell und kann mit unterschiedlichsten Beilagen, z.B. Nudeln, Semmelknödel oder Brot, wunderbar kombiniert werden. Wenn wir keinen Bock auf Kochen haben, bleibt unsere Küche einfach kalt und wir essen vegane, kalte Platte oder bestellen beim Lieferservice. Der Vorteil, wenn man in einer großen Stadt wohnt, ist, dass es auch hier mittlerweile eine beachtliche Auswahl an veganen Optionen gibt.

Welche Zutaten habt ihr immer im Haus? Und welche würdest du empfehlen, wenn man vegan kochen will?

Wir haben immer was für’s Frühstück (Haferflocken, Obst, Pflanzenmilch, Brot, Hummus, für Pasta (Nudeln, Tomatensauce, Pestozutaten) und Eintopf (Reis, Gemüse, Hülsenfrüchte) zu Hause. Hier erkennt man auch schon, womit man seinen Vorratsschrank am besten befüllt, wenn man vegan kochen möchte: Kohlenhydrate (Nudeln, Reis, Kartoffeln, Pseudogetreide wie Couscous, Bulgur), Proteine (Nüsse/Kerne, Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen, Linsen, Kichererbsen, Tofu) und Gemüse. Davon haben wir immer eine Kombination aus Tiefkühlgemüse und frischen Produkten. All diese Zutaten lassen sich hervorragend miteinander kombinieren und man kann damit so viele tolle und unkomplizierte, vegane Gerichte zaubern. Vegane Klassiker wie Hefeflocken oder Nussmus haben wir selbstverständlich auch immer zu Hause. Ich muss gestehen, ich mag es viel lieber einfach als sehr sophisticated. Besonders raffinierte vegane Gerichte lasse ich mir viel lieber im Restaurant servieren.

Was sind für euch die größten Herausforderungen beim Kochen für die Familie?

Die größte Herausforderung beim Kochen ist, wenn sich die Vorlieben des Kindes plötzlich über Nacht verändern. Alles was vor einer Woche noch extrem gut geschmeckt hat, ist plötzlich wäh! Dadurch, dass wir gewisse Nährstoffe immer im Blick behalten, haben wir eine Handvoll Gerichte wie Porridge, Pesto oder Smoothie, wo wir alles Mögliche verarbeiten und reinmischen können, um eine möglichst große Nährstoffdichte zu erzielen. Wenn er dann über Nacht plötzlich alle drei Dinge nicht mehr essen möchte, kommen wir schon mal ins Schwitzen, obwohl das für Kinder ja nicht ungewöhnlich ist. Wir versuchen so gut es geht entspannt zu bleiben, denn von zwei Wochen Spaghetti mit Tomatensauce essen kriegt definitiv kein Kind Mangelerscheinungen.

It’s all about Snacks! Welche Snacks kommen bei euch immer gut an?

Wir sind meistens mit relativ unspektakulären Snacks unterwegs: Äpfel, Nüsse, Fruchtriegel, Wasser oder Cracker. Zu Hause gibt’s dann je nach Lust, Laune und Energielevel (der zubereitenden Eltern :-D) verschiedene Snackplatten. Dabei ist es immer dieselbe Formel: Obst oder Gemüsesticks, Proteine (Tofuwürfel, Hummus) und Kohlenhydrate (Cracker, Brezel). Ein sehr beliebter Snack ist auch in Scheiben geschnittene Banane mit einem Klecks braunem Mandelmus oder Cashewbutter drauf. Manchmal ist es aber auch der ganz banale Wunsch nach einem Marmeladenbrot.

Was gibt’s bei dir auf jeden Fall zu essen, wenn dein Kind nicht da (oder im Bett) ist?

Entweder inhalieren wir ganz klassisch jede Menge Süßigkeiten oder essen eben auch gerne mal Pizza. Unser Kind mag unglaublicherweise keine Pizza. Außer wir sind in Italien, da kann selbst er der Pizza Marinara am Strand nicht widerstehen.

Was ist dein liebstes Klassiker-Rezept mit Kindheitserinnerungen?

Ich habe mit ungefähr 12 Jahren für meine Eltern öfters Thunfisch-Aufstrich “gekocht”. Dazu habe ich eine Dose Thunfisch mit Ketchup und Mayonnaise vermischt und auf Schwarzbrot serviert. Das hab ich mir kürzlich zum ersten Mal nach all den Jahren mit der veganen ThunVisch-Variante auf Erbsenbasis gemacht und der Flashback war real. Es klingt wild, aber schmeckt wirklich köstlich, vor allem wenn weder Thunfische noch Delfine oder andere Meeresbewohner als Beifang dafür draufgehen.

Wenn man mit Kindern unterwegs ist, z.B. auf dem Spielplatz, essen sie ja auch gerne mal bei anderen mit. 😉 Wie macht ihr das, wenn etwas nicht vegan ist? Und wie ist es auf Festen und Kindergeburtstagen?

Da haben wir unterschiedliche Phasen in den letzten fünf Jahren erlebt. Als unser Sohn noch ganz klein war und mit dem Wort vegan noch nicht wirklich was anfangen konnte, haben wir ihn hier enger begleitet, für ihn entschieden und auch mal nicht-vegane Snackangebote am Spielplatz mit der passenden Sprache “Nein Danke, das ist leider nicht vegan.” abgelehnt. Dann gab es die Phase, da hatte er schon ein besseres Grundverständnis darüber, dass wir keine Tiere und nichts von Tieren essen. Trotzdem war es für ihn manchmal noch schwer, der Verlockung eines schnell zugesteckten Gummibärchen mit Gelatine zu widerstehen. In solchen Situationen gingen wir direkt ins Gespräch. Wir fragten ihn, ob er es essen möchte, aber er dazu wissen soll, dass es nicht vegan ist. Dann gingen wir in die Beobachtung, um zu sehen, was passiert bzw. wie er reagiert. Dieser Prozess ist absolut faszinierend. Da konnte man wunderbar seine Entwicklungsschritte sehen. Wir sind von “Ich möchte es aber trotzdem essen!” über “Und was ist das von den Tieren drin?” schließlich bei “Dann möchte ich es nicht essen, wenn es nicht vegan ist!” angelangt. Jetzt mit 5 Jahren ist er schon total gefestigt in seinem vegan sein. Das ist wunderschön zu sehen.

Wenn er auf Geburtstagspartys eingeladen ist, dann erkundigen wir uns vorher, was es zu essen gibt und ob etwas davon vegan ist. Manchmal machen die Eltern seiner Freund:innen dann gleich veganen Schokokuchen für alle. Wenn es keine vegane Torte gibt, dann bringen wir einen veganen Muffin oder Schokodonut für ihn mit.

Für den Fall, dass er nicht-vegane Süßigkeiten geschenkt bekommt, haben wir ein veganes Naschglas zu Hause. Hier darf er alle nicht-veganen Süßigkeiten immer gegen eine vegane Alternative eintauschen. Das funktioniert hervorragend, denn wir haben hier nur das Beste vom Besten drin.

Unser Ziel ist, unseren Sohn so zu begleiten, dass er altersgerecht Bescheid weiß, warum wir vegan leben, was wir essen und wen wir nicht essen. Er lernt mit unserer Unterstützung, wie er sich auch immer mehr alleine Schritt für Schritt durch ein nicht-veganes Umfeld navigieren kann, wenn er z.B. mal bei Freunden eingeladen ist oder einfach nur am Spielplatz etwas nicht-veganes angeboten bekommt.

Was mag dein Kind so gar nicht?

Er mag überhaupt keine Pilze. Ich kann es ihm nicht verübeln, denn ich hasse Pilze jeglicher Art ebenso. Aus Pizza macht er sich auch nicht sonderlich viel. Kein Witz.

Verrätst du uns ein paar Tipps, wenn man sich als Familie vegan ernähren will?

Versucht, alles rund ums (vegane) Essen von Anfang an positiv zu behaften. Stellt den Genuss in den Vordergrund anstatt zu viele Regeln. Lernt kochen, wenn ihr das noch nicht könnt und bindet eure Kinder auch möglichst früh in der Küche mit ein. Informiert euch, wie ihr eine ausgewogene, vegane Ernährung sicherstellen könnt, macht jährlich einen Bluttest, supplementiert B12 und Vitamin D. Bleibt entspannt. Abgesehen von all dem kommt dann noch die für mich wichtigste Komponente ins Spiel: Vergesst nicht die Tiere! Gerade wenn es darum geht, vegane Kinder in einer nicht-veganen Welt großzuziehen, haltet euch vor Augen und sprecht darüber, warum ihr als Familie vegan seid. Lasst die Empathie eurer Kinder durch regelmäßigen Kontakt zu Tieren nicht verkümmern, sei es durch Besuche auf Lebenshöfen oder auch nur durch Beobachtungen und Kontakt mit Tieren im Alltag. Die angeborene empathische Verbindung zu den Tieren aufrecht zu erhalten, wird euch als Familie auch durch die rumpeligen Phasen tragen.

Viele machen sich ja Gedanken, dass gerade Kindern bei veganer Ernährung wichtige Nährstoffe fehlen. Wie macht ihr das? Und was würdest du empfehlen?

Die Gedanken hatten wir natürlich auch, denn die reißerischen Medienberichte und Vorurteile gingen an uns auch nicht spurlos vorüber. Uns gelingt es immer am Besten, bei Ängsten oder Unsicherheiten mit sachlichen Informationen und Fakten entgegenzusteuern. Also haben wir uns mit Büchern über vegane Kinderernährung das Wissen angeeignet, das wir brauchen, um unser Kind gesund durch die Wachstumsphasen zu begleiten. Wir haben uns mit anderen veganen Eltern ausgetauscht und vor der Beikosteinführung auch mit einem fachkundigen Kinderarzt gesprochen. Auf die Aufnahme von kritischen Nährstoffen achten wir besonders und jene Dinge, die über die Ernährung nicht oder nicht ausreichend aufgenommen werden können, supplementieren wir, z.B. Vitamin B12, Vitamin D oder Omega 3. Heuer steht bei unserem Sohn die erste Blutuntersuchung an, das sollte man ab einem gewissen Alter auch regelmäßig durchführen lassen. Mein persönlicher Tipp: beginnt wichtige Lebensmittel in der veganen Ernährung schon relativ früh und abwechslungsreich in den Speiseplan des Kindes zu integrieren (z.B. grüne Smoothies, Nussmus später Nüsse, Trockenfrüchte, Tofu, Hummus, frisches Obst und frisches Gemüse). Die Chance ist nämlich hoch, dass sie diese Dinge auch später noch oft und gerne essen.

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