Selbstfürsorge für Eltern – „You can’t pour from an empty cup“
Ein Artikel von Alicia Metz-Kleine
So sieht
Selbstfürsorge
für mich aus:
ein Moment alleine
(powered by Oma & Opa)
und Lieblingsessen.
Unser Alltag ist schnell und voll und viel und wild. Die meisten von uns arbeiten heute viel, kommunizieren ununterbrochen und versuchen so vielen Erwartungen und Bildern gerecht zu werden. Und bei Eltern kommt zu all dem noch einiges dazu. Kinder, Haushalt, Doppelbelastung, Care-Arbeit Mental Load … Eltern brauchen deshalb oft ganz besonders dringend Pausen und zusätzliche Energiequellen. Außerdem ist die Umsetzung durch Zeitmangel besonders herausfordernd. Es gibt diesen Satz “You can’t pour from an empty cup.” – den mag ich sehr. Weil er erstens so wichtig und wahr ist und weil er zweites die direkte Verbindung zu Essen und Trinken herstellt. Für mich gibt es da nämlich einen großen Zusammenhang und davon möchte ich dir heute gerne erzählen. Und ein paar Tipps für Selbstfürsorge für Eltern habe ich auch.
Warum Selbstfürsorge für Eltern?
Wenn man immer an ALLES und an alle anderen denkt, hat man immer weniger Zeit und Energie, sich gut um sich selbst zu kümmern. Abschalten? Pause? Was war das nochmal?
Vor allem im Leben mit (kleinen) Kindern, deren Bedürfnisse oft noch sehr dringend sind, gehen die eigenen Bedürfnisse da schnell mal unter. Das sollten sie aber nicht. Denn wenn wir dauerhaft die eigenen Bedürfnisse nicht erfüllen, können wir auch die Bedürfnisse der Kinder nur bedingt erfüllen. Wenn es dir nicht gut geht, bist du auch schneller gestresst und nicht so geduldig. Wenn du hungrig oder erschöpft bist, fällt es dir schwerer, entspannt und ruhig auf deine Bedürfnisse oder die deiner Kinder und Familie einzugehen.
Deswegen ist es so wichtig, auch im vollen Familienalltag auf sich zu achten, aktiv Selbstfürsorge zu betreiben, sich Zeit für sich zu nehmen und gut zu essen. Denn nur wer für sich selbst sorgt, kann den Anforderungen des Alltags dauerhaft standhalten.
Essen als Selbstfürsorge für Eltern
Tut dir alles gut, was du isst? Merkst du es überhaupt? Spürst du manchmal nach? Es gibt tatsächlich viele Menschen, die oft Dinge essen, die ihnen überhaupt nicht gut tun. Und das ist jetzt gar nicht unbedingt, auf „ungesunde“ Lebensmittel bezogen. Aber im Alltag gewöhnt man sich schnell Routinen an oder isst Dinge mit, weil der Rest der Familie sie isst und merkt gar nicht mehr, ob es einem wirklich gut damit geht.
Habe ich nach dem Essen Energie? Bin ich oft müde nach dem Essen? Vertrage ich den Kaffee morgens gut oder trinke ich ihn nur aus Gewohnheit? Und wie bekommt mir Rohkost? Auf was habe ich oft Heißhunger? Habe ich oft Bauchweh oder einen Blähbauch?
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Achte mal darauf.
Mir geht es dabei übrigens gar nicht darum, sich zu viele Gedanken über Essen zu machen. Eigentlich geht es sogar um das genaue Gegenteil. Dass man sich wieder besser spürt. Und dass man sich ab und zu mal (oder am besten regelmäßig) Comfort Food gönnt – also Essen, das dir gut tut. Es geht dabei um Selbstfürsorge für Eltern. Und auch, wenn es sich in manchen Situationen anfühlt, als wäre Selbstfürsorge für Eltern noch eine zusätzliche Aufgabe auf der To Do Liste, ist sie gerade dann ganz besonders wichtig.
Essen ist dafür da, dass es dir gut geht
Unser Körper sagt uns eigentlich ganz zuverlässig, ob uns etwas gut tut. Wir müssen nur wieder lernen, ihn zu verstehen und zu hören. Denn Essen ist dafür da, dass es dir gut geht. Körperlich und seelisch. Essen kann zufriedener machen, es kann den Alltag verbessern und leichter machen. Und dabei geht es nicht um die Aufteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel.
Es geht auch nicht darum, ob du viel oder wenig isst, mit Zucker oder Fett – du darfst und sollst dein Essen genießen. Essen ist ein sehr emotionales Thema. Wir alle verbinden mit Essen Erinnerungen. Kindheitsgerichte zum Beispiel oder ein Geschmack, der uns an Urlaub erinnert.
Essen darf und soll Spaß machen. Und der Genuss beim Essen bringt viele Vorteile mit sich: zum Beispiel, dass du schneller satt wirst und (wieder) eine entspannte und intuitive Beziehung zu Essen und deinem Körper aufbauen kannst. Und dass du merkst, was dir wirklich gut tut. Du wirst belastbarer, ausgeglichener und zufriedener, wenn deine Ernährung dich – auf allen Ebenen – nährt. Und ganz nebenbei bist du so auch ein gutes Vorbild für dein(e) Kind(er).
Denn was du isst, hat eben einen großen Einfluss darauf, wie es dir geht und wie du dich fühlst. Das gemeine: an stressigen Tagen ist es doppelt schwer, gesund einzukaufen und frisch zu kochen. Als Familie hat man zudem meist schon einen sehr vollen Alltag. Um sich möglichst wenig Stress mit dem täglichen Essen zu machen, gibt es ein paar Dinge, die sich bewährt haben: zum Beispiel Wochenpläne, Standard-Lieblingsgerichte, Selbstmach-Gerichte, Meal Prepping & co.
Alltags-Impulse für mehr Selbstfürsorge für Eltern
Und hier kommen noch ein paar Ideen, wie man schafft, sich auch im Alltag Zeit für SICH zu nehmen:
Wenig hilft viel! Oder: Das Prinzip der kleinen Schritte!
Ich kenne das Prinzip der kleinen Schritte aus meiner Ausbildung zur Ernährungscoachin. Bei einer Ernährungsumstellung ist es unglaublich wichtig. Man kann nicht von heute auf morgen alles dauerhaft ändern. Kleine Schritte führen zum Erfolg. Eine langsame Veränderung bleibt dauerhaft. Das gilt aber nicht nur für Ernährung. Egal was du verändern willst, mache es in kleinen Schritten. Du willst weniger Fernsehen gucken? Geduldiger sein? Mehr Sport machen? Weniger konsumieren? Fange mit einer kleinen Veränderung an und steigere sie langsam. Vor allem in stressigen, schwierigen Zeiten muss man es sich nicht unnötig schwer machen.
Beziehe dein(e) Kind(er) mit ein!
Wenn ich z.B. das Essen vorbereite oder backe, gibt es immer Aufgaben, die meine Töchter schon übernehmen können. Das macht ihnen Spaß und fördert die Selbstständigkeit. Und ich gewinne so Zeit für die Dinge, die mir wichtig sind – zum Beispiel jeden Tag frisch zu kochen. Das klappt übrigens auch bei der Hausarbeit sehr gut (auch wenn mir die nicht so wichtig ist).
„Ich lass das jetzt so“
Arbeit, Haushalt, Kind(er), Freizeit – Wir Eltern leisten jeden Tag eine ganze Menge. Viele von uns versuchen außerdem, in all diesen Punkten richtig gut zu sein. Puh! Das klingt schon nach Stress und wir setzen uns dadurch ungemein unter Druck. Versuche doch mal, etwas gnädiger mit dir selbst zu sein. Du hast momentan stressige Tage? Dann muss das Bad nicht blitzeblank geputzt sein. Im Kinderzimmer sieht man kaum noch den Boden? Egal. Lass es einfach so. Nutze die Zeit, die dir bleibt für dich und gönn dir ein paar Minuten Ruhe. Genieße lieber bewusst Zeit, anstatt nebenher noch schnell aufzuräumen.
Finde deinen eigenen Rhythmus!
Du darfst dir jeden Tag ein bisschen Zeit für dich nehmen. Wann du dir diese Zeit nimmst, kann ich dir aber nicht verraten. Wie arbeitest du? Und dein*e Partner*in? Wie alt sind deine Kinder? Was passt gut in euren Alltag? Das kannst nur du entscheiden.
„Jetzt bin ich dran!“
Du darfst dir Zeit für dich nehmen. Du musst sogar. Zeit für Ruhe. Zeit für soziale Kontakte. Zeit zum Vertrödeln. Zeit für Regeneration. Zeit für Sport. Zeit für die Dinge, die DIR wichtig sind. (Das können natürlich auch ganz andere sein) Wenn du diese Zeit immer wieder verschiebst, leidest du irgendwann darunter. Also habe bitte kein schlechtes Gewissen, wenn du dir Zeit für dich nimmst, sondern genieße sie. Letztendlich haben alle etwas davon.
Nein sagen!
Du hast wenig Zeit? Dann mach keine Sachen, die unwichtig sind, die du gar nicht machen willst oder zu denen du dich verpflichtet fühlst. Bevor du zu schnell ja sagst, nimm dir Bedenkzeit, ob du etwas wirklich machen willst. Bitte Freund*innen um Verständnis, wenn du etwas gerade nicht machen kannst. Ein Ja zu Unwichtigem ist ein Nein zu Wichtigem. Denk daran. „If you don’t priorize you own life, someone else will.“
Tschüss Multitasking!
Ich bin zwar der Meinung, dass Eltern absolute Multitasking- Profis sind, trotzdem sollte man versuchen, es zu vermeiden. Wenn du ständig mehrere Sachen gleichzeitig machst, führt das zu Stress. Außerdem verpasst du die Hälfte, wenn du nicht ganz bei der Sache bist. Mache lieber weniger und diese dafür Dinge bewusst. Eine Sache nach der anderen.
„It takes a village to raise a child“ – Um Hilfe bitte!
Noch so ein Satz, der wahr und wichtig ist. Du musst nicht alles alleine schaffen! Bitte um Hilfe, wenn du sie brauchst. Bitte deine*n Partner*in, deine Eltern, Freund*innen, Fremde. Ob es darum geht, den Wasserkasten nach oben zu tragen, die Steuererklärung zu machen oder die Kinder aus der Kita zu holen – ganz egal. Es fällt manchmal sehr schwer, um Hilfe zu bitten, dabei ist es unglaublich wichtig. Und es ist auch kein Zeichen von Schwäche, im Gegenteil. Zu Erkennen, dass man Hilfe braucht und dann darum zu bitten, ist ziemlich clever und mutig und toll! So!
Schreibe eine „Done“-Liste statt einer To Do Liste!
Setz dich abends mal hin und schreibe alles auf, was du an diesem Tag gemacht hast. Ja, alles! Jede Kleinigkeit! Boah. Ganz schön viel, oder? Irre, was da alles zusammenkommt! Dann stoß doch mal kurz mit dir an! Lob dich dafür. Da machen die drei Punkte, die du von deiner To Do Liste nicht geschafft hast, eigentlich gar nichts mehr aus.
Probiere es doch mal aus und schreib dir direkt eine Pause nur für dich in den Kalender.